Für uns Menschen vom Land war und ist die Pandemie anstrengend. Langfristig gesehen, wird sich unser Lebensraum aber zu einem der begehrtesten und chancenreichsten Zukunftsräume überhaupt entwickeln.
Liebe Freunde,
das letzte Jahr war wohl wie kein anderes zuvor. Vor allem für mich, als einen sehr gesellschaftsfreudigen Menschen, einen der stetig im Trubel der Politik unterwegs war, hat sich viel geändert. Die Krise hat mich vor allem in den ersten zwei Lockdowns massiv vor den Kopf gestoßen- Es ist wirklich ungewohnt, dass ich den Leuten beim Grüßen nicht mehr die Hand schütteln darf, dass ich in der Kirche nicht mehr mitsingen darf, dass es mir nicht mehr möglich ist, mich persönlich mit den Bürgerinnen und Bürgern Niederösterreichs zu treffen und Lösungen für ihre Sorgen zu finden. All´ das waren höchst seltsame Erfahrungen für mich.
Erst in Mitten des dritten Lockdowns, als ich diesen Beitrag im "Standard" mit dem Titel "Coronasonntag in der Stadt" las, eröffneten sich mir die mindestens genauso schwerwiegenden positiven Veränderungen, die diese Krise mit sich bringt.
Hans Rauscher beschreibt hier in ein paar Zeilen, wie sich die Welt in Wien verändert hat. Die Welt in den Städten verändert sich viel drastischer als bei uns am Land, weil große Städte einfach instabiler, anfälliger gegen die Auswirkungen von Corona sind.
Ich kenne beide Seiten. Ich bin selber ein Kind des Ländlichen Raums, und habe einen Lebensweg genommen wie viele andere auch:
Aufgewachsen im Dorf, in Weinzierl bei Wieselburg, dann habe ich in der Stadt, in Wien, studiert, und unter anderem auch in New York gearbeitet. Heute wachsen meine Kinder aber wieder im Dorf, in Weinzierl auf, wo meine Frau und ich gemeinsam ein Haus gebaut haben.
Ich schätze sowohl die Stadt als auch das Land. Aber Letzteres, hat sich in der Krise eben doch beständiger gezeigt.
Denn der ländliche Raum bietet viele Vorteile: Keine Anonymität, sondern Zusammenhalt. Keine Abhängigkeit, sondern Versorgung & Sicherheit. Keine Enge & Platzmangel, sondern Freiraum & Freiheit. Seit einem Jahr sehen wir eine wahre Renaissance des Ländlichen Raums. Heute sehen wir das Ende der Pandemie in Griffweite, Impfen und Testen wirken und geben Hoffnung auf baldige Normalität. Ehrlich gesagt, wenn ich so überlege, mein Sonntag hat sich nicht so gravierend verändert und ich genieße auch in Zeiten von Lockdowns meine festen Rituale.
Wenn ich mit meinen Kindern am Sonntag Nachmittag über die weitläufigen Feldwege rund um unser Haus spaziere, dann denke ich selten an Corona. Dann kann ich abschalten und meine Batterien aufladen. Verständlich, dass das nicht möglich ist, wenn man gemeinsam mit hundert anderen Menschen, sich um ein paar wenige sonnige Plätze im Volksgarten raufen muss.
Stadt und Land sind eben verschieden, aber jedenfalls gleichwertig und brauchen einander. Es ist jetzt aber wichtig, sich ganz bewusst vor Augen zu halten:
Der ländliche Raum wird aufgewertet- er ist nicht nur Landwirtschaft und bisserl was rundherum, sondern er ist Wirtschafts-, Kultur-, Industrie und Zukunftsraum. Wir alle sind Gewinner der Krise, weil der ländliche Raum wieder en vogue und ein Megatrend ist. Wir wollen diesen Schwung mitnehmen und Perspektive geben.
Herzlichst,
Euer Stephan
 
    