Was ist der ländliche Raum und welche politische Rolle spielt er?
Dieser Frage geht man nun in St.Pölten auf den Grund. Seit dem 18. Februar diesen Jahres findet sich im Haus ger Geschichte in St.Pölten eine Sonderausstellung unter dem Titel "Aufsässiges Land". In der Geschichtsschreibung wirk(t)en ländliche Räume oft statisch und unbeweglich – die große Politik und soziale Veränderungen erschienen sich in den Städten abzuspielen. Wie sehr aber LandbewohnerInnen selbst die Entwicklungen der letzten 170 Jahre prägten, gerät dabei aus dem Blick. Sie setzten sich gegen mangelhafte Arbeits- und Lebensbedingungen zur Wehr, forderten Rechte ein oder kämpften gegen Umweltzerstörung und andere Fehlentwicklungen an.
An diesen lautstarken Protesten und stillem Ungehorsam setzt die Ausstellung an. Sie zeigt Proteste, Streiks und Eigensinn in diversen Facetten und aus unterschiedlichen Perspektiven: Vom „Bauernbefreier“ Hans Kudlich, den Protesten der Tabakarbeiterinnen in Stein 1886, großen Streiks um 1900 im Traisental und Neunkirchen, dem Ungehorsam von DienstbotInnen und landwirtschaftlichen SaisonarbeiterInnen bis 1938 bis hin zu einem widerständigen Netzwerk von ZwangsarbeiterInnen im NS. Sie thematisiert ferner Traktordemonstrationen von Bauern in den 1970er Jahren und die Besetzung der Hainburger Au 1984.
Das Institut für Geschichte des ländlichen Raumes hat maßgeblich an der Ausstellung gearbeitet.