Mein Haus ist mein!

Auf dem Land ist die Nachfrage nach Wohnformen aller Art größer geworden. Vor allem aus den Städten kommen die Interessenten.

Wo man Leben möchte überlegt man sich aber trotzdem wahrscheinlich zweimal. Wobei hier oft die beste Plus- und Minusliste die Entscheidung nicht einfacher macht. Bei der Wahl des Lebensstandortes, der neuen Heimat, des Familienmittelpunktes, spielen dann doch auch viele Emotionen und Bindung an bestimmte Orte eine Rolle. Trotzdem zeichnet sich vor allem während der Pandemie eine wachsende Nachfrage nach Immobilien am Land ab. Viele Interessenten würden gerne zu bestehenden Objekten greifen, weil momentan niemand Zeit und Lust hat selbst zu bauen. Spannend zu beobachten ist auch, dass weniger Zweitwohnsitze gekauft werden. Seit der Covid Krise gehen viele Interessenten „All in“. Sie wollen nicht nur am Wochenende zum Spazieren ins Waldviertel, sondern ihren Wohnsitz und ihr Leben komplett dorthin verlegen.

Aber nicht nur Quereinsteiger aus der Stadt schätzen das Leben am Land. Auch jene, die diesen Schritt erst gar nicht so bewusst, sondern so nebenbei gemacht haben. Viele der jetzigen Landbevölkerung waren eben noch Großstadtmenschen, die die vorhandene Infrastruktur, Kulturangebote und Freizeitmöglichkeiten genossen und dann den Umzug aufs Land wegen der Liebe, Beruf oder Kinder gewagt haben. Oft überwiegen dann sogar die Vorzüge des Landlebens gegenüber dem früheren Stadttrubel – und die Infrastruktur ist auch besser als zumeist erwartet.

Häuslbauer sind am Land daheim

Die Häuslbauer sind treue Fans des ländlichen Raums. Das war immer so, das wird so bleiben, denn hier setzt man auf Eigentum. Was nicht immer so war, ist die Höhe der Investitionskosten die beim Bau eines durchschnittlichen Einfamilienhauses anfallen. Diese lagen 2018 in Niederösterreich bei einem Durchschnitt von 1.293€ pro Quadratmeter (Quelle Statistik Austria) . Der Traum vom eigenen Haus ist also ein ziemlich teurer.

Deshalb und auch mit Blick auf den Ressourcen und Flächenverbrauch entwickeln sich derzeit nachhaltige Wohnprojekte am Land. Zahlreiche Pilotprojekte finden sich in Österreich, aber vor allem auch in Deutschland dazu. Der Gemeinschaftsgedanke ist dabei zentrales Element, um den sich viele weitere Vorteile, wie die gegenseitige Unterstützung beim Einkaufen oder die gemeinschaftlich organisierte Kinderbetreuung konstruieren lassen.

Der Zahn der Zeit ist außerdem für eine Forcierung von Wohnneubauten auf dem Land gekommen. Eine Umstrukturierung des derzeitigen Fördersystems täte den jungen Studenten, Familien und Neuzuzügler gut.

Das Klischee vom Wohnen am Land

Würde man Menschen ganz spontan auf offener Straße danach fragen, welche Nachteile das Stadtleben, welche das Landleben mit sich bringt, dann werden die Antworten wohl nicht überraschend sein.

Nachteil der Stadt: Man nimmt hier mehr Lärm, Enge, Schmutz und ständigen Trubel in Kauf.

Nachteil vom Land: Die Infrastruktur ist schlecht ausgebaut und der Zugang zu Bildung, Arbeit und Kultur ist eingeschränkt.

Diese Stereotypen hängen bis heute in unseren Köpfen fest, obwohl wir in Wirklichkeit wissen, dass beide Wahrnehmungen nicht mehr der Realität entsprechen. In der Diskussion zwischen Stadt und Land geht es nach wie vor um Glaubensfragen. Einen echten Wiener, wird man genauso wenig für ein Leben in Hinterholz 8 begeistern können, wie umgekehrt.

Wer noch offen ist für beide Möglichkeiten, dem dürfen wir trotzdem zum „neuen Landleben“ raten. Denn jedenfalls sind die Menschen dort zufriedener. Das fand zumindest das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR, 2011) heraus. Geschätzt werde die Naturnähe, aktives soziales Miteinander und die Sicherheit, die der übersichtliche Lebensraum mit sich bringt.

 

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Miet und Eigentumsquote in Wien und NÖ