Die Hintergründe, weshalb es in der Stadt weniger Teilzeitbeschäftigte gibt, als am Land

Im Auftrag der Abteilung Frauenpolitik der Arbeiterkammer Niederösterreich, wurden in einer Studie der Status quo und die Entwicklung von Teilzeitbeschäftigten genau analysiert. Als Hauptmotiv für die regional stark schwankenden Quoten sind die unterschiedlich gut ausgebauten Kinderbetreuungseinrichtungen zu nennen. Dass sich das Stadt- Land Gefälle auch hier auswirkt, lässt sich in konkreten Zahlen festhalten und zeigt, dass die Frauen vom Land verstärkt auf einen Teil ihres Einkommens verzichten um fehlende Angebote zur Betreuung von Kindern ausgleichen zu können.

Je urbaner, desto weniger teilzeitbeschäftigte Frauen

Was im gesamten Bundesgebiet gilt, zeigt sich auch in Niederösterreich stark: Eine Abnahme der Teilzeitquote geht mit zunehmendem Urbanisierungsgrad einher. Interessanterweise trifft auf Männer genau das Gegenteil zu. In Niederösterreich beträgt die Teilzeitquote in Gebieten mit niedrigem Urbanisierungsgrad unter den Frauen im Jahr 2018 genau 52,7%, in Gebieten mit hohem Urbanisierungsgrad 45,0%.

Erklärbar wäre dieses Phänomen etwa dadurch, dass Frauen in der Stadt leichter Zugang zu Vollzeit- Arbeitsstellen hätten, oder dadurch, dass die Wege zu großen Arbeitgeber und die Pendelrouten kürzer sind. All das trifft auch laut der Studie teilweise zu, ist aber nicht der ausschlaggebende Grund für die vielen Teilzeitbeschäftigten am Land.

 

Kinderbetreuung als Hauptmotiv für Teilzeitarbeiten

Nicht nur in der aktuellen Befragung zu Niederösterreich, sondern auch in den Erhebungen der Statistik Austria werden die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Erwachsenen als Hauptmotiv genannt.

Da in der Stichprobe überproportional Frauen im Haupterwerbsalter – und damit Frauen mit Kinderbetreuungspflichten – vertreten sind, ist dieser Grund in noch höherem Ausmaß vertreten: Für fast drei Viertel der beschäftigten Frauen liegt der Grund für die Teilzeitbeschäftigung in der Möglichkeit, Beruf und Kinderbetreuung zu verbinden. Alle anderen Gründe haben vergleichsweise untergeordnete Bedeutung wie „Zeit für persönliche Interessen/Hobbys“ (19%), Zeit-druck/Stress in der Arbeit (12%) oder gesundheitliche Gründe (10%). Knapp 9% der Studienteilnehmerinnen gaben an, keine Vollzeitstelle gefunden zu haben.

 

Ganz anders gelagert sind die Motive bei den Männern: Bei Männern steht als Motiv „Zeit für persönliche Interessen/Hobbys“ an erster Stelle (43%), gefolgt von Teilzeit als Möglichkeit Beruf und Kinderbetreuung zu verbinden (29%). Zeit für Weiterbildung ist mit einem Anteil von 21% das drittwichtigste Motiv für Männer. Interessant ist hier im Vergleich, dass dieses Motiv nur für 4% der Frauen eine Rolle spielt.

Mehr Teilzeitangestellte im Most- als im Weinviertel

Beim Ausmaß der Arbeitszeit können auch regionale Besonderheiten identifiziert werden. So ist im Mostviertel – wo sich die Situation der Kinderbetreuung im Vergleich mit den anderen Regionen in Niederösterreich besonders schwierig darstellt – der Anteil jener Frauen, die unter 20 Stunden arbeiten, besonders hoch, während in Regionen wie dem Zentralraum und dem Industrieviertel die Studienteilnehmerinnen in höherem Ausmaß ein Arbeitszeitausmaß von 30 Stunden und mehr aufweisen.

Hier lässt sich also ein direkter Zusammenhang zwischen der Situation der Kinderbetreuung und dem Ausmaß der gearbeiteten Stunden schlussfolgern.

 

Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf sehr unterschiedlich

Wird die Arbeitszeit für vier ausgewählte Bezirke, Korneuburg, Mödling, Scheibbs und Waidhofen/Thaya ausgewertet, dann können anhand dieser Auswahl einige Charakteristika der Arbeitszeitstruktur von Frauen nach regionalen Aspekten betrachtet werden.

So stellt sich die Situation der Kinderbetreuung nach dem *Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf in Korneuburg und Mödling weitaus besser dar als in anderen Bezirken. Im Bezirk Waidhofen an der Thaya hingegen gibt es nicht eine einzige Einrichtung, deren Öffnungszeiten allen VIF-Kriterien entspricht. In Scheibbs waren es 2018/19 ca. 1% der Kinder, die in entsprechenden Einrichtungen betreut werden.

 

Die Situation der Kinderbetreuung spiegelt sich in der von Frauen gearbeiteten Arbeitszeit wider: Während in Korneuburg und Mödling immerhin 41% bzw. 49% 30 Stunden und mehr pro Woche arbeiten, liegt dieser Anteil in Scheibbs bei 23% und in Waidhofen an der Thaya knapp 19%.

 

*Der Indikator soll mit der Vollbeschäftigung der Eltern zu vereinbarende, elementare Kinderbildung und -betreuung („VIF-Kriterien“) erfassen. Die Auswertung erfolgt auf Basis jener Daten, die für die jährliche Publikation „ Kindertagesheimstatistik“ erhoben werden. Es handelt sich dabei um eine Vollerhebung aller Kinderbetreuungseinrichtungen, die regelmäßig und ganzjährig geöffnet haben und in denen die Betreuung durch qualifiziertes Personal erfolgt.  

Mehr Informationen zur Studie finden Sie hier.