Unsere Arbeitswelt ändert sich gerade grundlegend und rasant. Wie schnell es gehen kann, hat uns das Jahr 2020 gezeigt. Die Digitalisierung und das Streben nach einer ausgewogenen Balance zwischen Arbeiten und Leben und Freizeit sind dabei wichtige Faktoren. Wie sieht diese “neue” und digitale Arbeit aus und welche Vorteile bringt sie für Dich und das Leben im ländlichen Raum? 

Was ist das “Neue Arbeiten”?

“New Work” oder zu deutsch “Neues Arbeiten” ist das Ergebnis eines fundamentalen und strukturellen Wandels in der Arbeitswelt, der seit Jahren andauert. Globale Megatrends beeinflussen und beschleunigen diesen Wandel. Treiber sind hier vor allem die Digitalisierung, die Globalisierung, die Konnektivität (= allumfassende Vernetzung) und der demographische Wandel. Wie schnell sich unsere persönliche Arbeitswelt ändern kann, hat die Covid19-Pandemie gezeigt. 

Doch nicht nur die Büros unserer Arbeitswelt sind im Wandel begriffen - Digitalisierung und Automatisierung haben auch die industrielle Produktion radikal verändert. Bestimmte Arbeitsplätze fallen weg und neue entstehen. Anforderungen und Qualifikationserwartungen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entwickeln sich ständig weiter, ebenso wie deren Vorstellungen von “guter Arbeit”. Zukunftsweisende und sinnstiftende Arbeit wird stärker wertgeschätzt. Viele Menschen wollen sich mit ihrem Job identifizieren und haben hohe Ansprüche an ihren Arbeitgeber. Der "New Work Trend" kann auch dir diese Vorteile bringen:

  • flexible Arbeitszeiten (weg vom Nine-to-Five-Job hin zu mehr Produktivität durch Selbstorganisation)

  • stärker ortsflexibles Arbeiten (mehr Inspiration/Freude/Produktivität durch Abwechslung im räumlichen Setting)

  • eine wertschätzende Unternehmenskultur (Diversität, Vertrauen, Selbstverantwortung, flache Hierarchien)

  • Aufstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten 

  • gute technische Ausstattung (moderne Hard- und Software im Unternehmen und/oder Mitspracherecht bei der Auswahl)

  • soziales Engagement des Unternehmens oder die Möglichkeit des Engagements für seine MitarbeiterInnen

Profilierungsmöglichkeiten für Arbeitgeber am Land

Neues und digitales Arbeiten war als Themenfeld lange Zeit eher als “städtisch” besetzt. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, wo ein Unternehmen seinen Sitz hat: Ob Stadt oder Land – innovative Arbeitsorganisation und Mitarbeiterinnen-Führung können überall Vorteile bringen. Die neuen technischen Möglichkeiten, kombiniert mit dem Wertewandel einer jungen ArbeitnehmerInnen-Generation, schaffen für Arbeitgeber am Land neue Profilierungsmöglichkeiten. Für viele ist naturnahes Wohnen und Arbeiten heute gleichbedeutend mit hoher Lebensqualität. Das kann einen enormen Standortvorteil für den ländlichen Raum mit sich bringen, wenn es darum geht, Fachkräfte oder Hochqualifizierte anzuziehen. 

Die Tatsache, dass immer mehr städtische Arbeitgeber flexibler werden und Home-Office sowie Remote-Arbeit anbieten, schafft neue Chancen für den ländlichen Raum. Für viele festangestellte ArbeitnehmerInnen verändert sich so auch Wohnortpräferenzen: Statt dem Arbeitsplatz hinterherzuziehen, machen sie Umsiedlungsentscheidungen immer öfter von der Attraktivität und Qualität des Wohnortes abhängig. Wer lieber in kleineren ländlichen Gemeinden wohnen möchte, lässt sich immer häufiger auch dort nieder – und nimmt dafür auch Pendeln in Kauf. Je seltener oder kürzer der Pendelweg, desto attraktiver das Leben am Land. 

Auch für Gründerinnen, EinzelunternehmerInnen, Kreative und FreiberuflerInnen ist das neue und digitale Arbeiten in ländlichen Regionen oft besonders reizvoll. Zahlreiche Dienstleistungsbranchen, wie IT, Kommunikation, Design und Gestaltung haben im Zuge der Digitalisierung an Größe und Bedeutung gewonnen und weisen eine hohe Anzahl an Selbstständigen auf. Auch wenn ihre Kunden und Auftraggeber sich in Ballungszentren konzentrieren, sind Kreative und Selbstständige dank des digitalen Arbeitens freier in der Entscheidung, wo sie leben und arbeiten und damit viel mobiler als viele festangestellte ArbeitnehmerInnen. Darüber hinaus werden viele Jobs in Forschung und Wissenschaft, Beratung und Projektmanagement heute häufig von Personen besetzt, die beinahe vollständig digital und ortsunabhängig arbeiten können – und das zunehmend auch tun. Sie alle sind wichtige Zielgruppen, wenn es darum geht ländliche Räume wieder stärker als Wohn- UND Arbeitsorte zu begreifen. 

Die Vorteile für ländliche Regionen, die diesen Trend aufgreifen und fördern, liegen auf der Hand: der Zuzug von digital und ortsflexibel arbeitenden Menschen mit ihren Familien kann für einen demographischen Aufschwung sorgen. Durch freie DienstleisterInnen und Selbstständige profitiert die ländliche Gemeinde finanziell von Gewerbe- und Einkommenssteuern. Außerdem diversifiziert sich die regionale Wirtschaftsstruktur, was wiederum zum Zuzug weiterer Personen führen kann und die Region auch wirtschaftlich und gesellschaftlich entwickelt. Neues kann entstehen!

 

Weiterführende Links:

Studie der Bertelsmannstiftung (2020): “Coworking im ländlichen Raum” - https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/coworking-im-laendlichen-raum-all 

Studie: “Flexible Working 2020” von Deloitte, Uni Wien, Uni Graz: https://www2.deloitte.com/at/de/seiten/human-capital/artikel/flexible-working-studie.html 

Hof Prädikow: Initiative und Umsetzung für gemeinschaftliches Wohnen und Arbeiten am Land: https://www.hof-praedikow.de/ (interne Verlinkung dann zum Wohnen Text auf Website)

Beispiel für Co-Working und Co-Living in Bad Belzig (Brandenburg): https://coconat-space.com/de/

Beispiele für Co-Working Space in Bad Tölz (Bayern): https://gschafft.de/ 

Neuland21 Studie (2019): Urbane Dörfer - Wie digitales Arbeiten Städter aufs Land bringen kann. https://neuland21.de/projekte/urbane-doerfer/ 

weiterführende Beispiele und Geschichten aus Gemeinden, die sich intensiv mit ihrer Zukunft, Innovation und Megatrends beschäftigen: Verein Zukunftsorte: https://www.zukunftsorte.at/, Verein LandLuft: http://www.landluft.at/ 

Rurasmus: https://www.rurasmus.eu/ - Die Initiative für ein europäisches “Aufs-Land-Semester”. Dabei entwickeln junge Menschen eine neue Sichtweise auf das rurale Europa. Gemeinden und Regionen kooperieren mit Universitäten und Fachhochschulen und werden dadurch zu Ausbildungsstätten.

OTELO = Die offenen Technologielabore = https://otelo.or.at/